Ein Tag im Wald

Je nach Jahreszeit taucht der Sonnenaufgang die Magerwiesen in ein besonderes Licht. Von den Wiesen steigt Nebel auf. Manchmal hat die Sonne hier oben schon so viel Kraft entwickelt, dass sie uns wärmt, während unten im Ries noch alles im grauen Nass verschwindet. Außer den Rufen der Eichelhäher und Mäusebussarde, herrscht eine große Ruhe. Die alten Kastanien knacken leise. Im Winter können wir die Eichhörnchen dabei beobachten, wie sie den Vögeln am Futterplatz die Meisenknödel stehlen. Im Frühjahr kreuzen Hasen oder Rehe unseren Weg hinauf in den Wald. Die Mitarbeiter treffen erste Vorbereitungen für den Tag (Ofen anschüren, Werkstatt einrichten, Material hervorräumen usw…)

Bringzeit 7.30 Uhr bis 8.15 Uhr

Zwischen 7.30 Uhr und 8.15 Uhr können die Kinder in den Waldkindergarten gebracht werden. Die Ruhe wird nun von Kinderrufen unterbrochen: „Hallo Wald, hier bin ich!“, ruft der dreijährige F.. Wir begrüßen einander, erfahren erste wichtige Informationen für diesen Tag. Die Kinder verräumen ihre Rucksäcke an ihrem Platz in einem der Bauwagen und machen sich dann auf eine erste Entdeckungstour durch den Wald oder über die Wiese. Schnell finden sich kleine Gruppen zum Spiel zusammen. Wer mag, verabschiedet seine Eltern am „Winkestein“.

Morgenkreis – Die Kernzeit beginnt

Gegen 8.15 Uhr sammeln wir uns, um in den Morgenkreis zu gehen. Das Waldsofa liegt unten im Wald unte einer großen Kastanie. Thermokissen schützen vor Nässe und Kälte. Das Waldsofa ist ein Herzstück unserer pädagogischen Arbeit. Jahr für Jahr wird es von den Eltern immer wieder in Stand gesetzt, wenn Feuchtigkeit oder auch Vandalen Teile zerstört haben. Das Waldsofa ist ein abgeschlossener und doch wieder offener Raum, in dem wir unsere Gesprächskreise und Kinderkonferenzen abhalten bzw. einander begrüßen und den Tag planen. Die Kinder zählen einander und stellen fest, wer heute fehlt. Ein kurzer Kalender folgt. Was sagt der Wetterbericht? Ein Blick durch die Bäume zum Himmel gibt Auskunft. Einige Kinder melden sich, denn sie haben etwas ganz Wichtiges and die Anderen weiterzuerhählen. Ein Kind äußert seinen Wunsch, heute ungestört zu spielen, denn gestern gab es Streit. Der Tag wird besprochen. Dabei können wir uns nicht nur nach unseren Wünschen richten, sondern haben immer das Wetter im Blick. Am Morgen wärmen uns kleine Wanderungen in die nähere Umgebung. Interessante Entdeckungen und Beobachtungen(z. B. Hasenkämpfe auf dem Feld), die uns zu Projekten führen (z. B. das Hasen-Kaninchen-Projekt) lassen Proteste schnell vergessen.

Wanderung oder Freispielzeit

An den Morgenkreis schließt sich eine Wanderung oder eine Freispielphase an. In der Freispielzeit haben die Kinder die Möglichkeit, mit Freunden zu spielen oder  sich unsere Unterstützung für die Umsetzung eigener Ideen zu holen. Es wird gewerkelt, gebaut, Fußball gespielt usw… Wir unterstützen die Kinder und haben die Möglichkeit, sie in ihrem Tun zu beobachten und uns darüber auszutauschen, um Anregungen und Hilfen zu geben. In unserem Gelände dürfen sich die Kinder nach Alter und Absprache frei bewegen. Unserer Erfahrung nach,  weiten sie ihren Bewegungs- und Erkundungsradius nach und nach in konzentrischen Kreisen aus.

Gemeinsame Brotzeit

Kurz vor 10.00 Uhr erklingt durch den Wald der Ruf „Aktion Pipibaum“. Wir versammeln uns wieder am Bauwagen und gehen zu einem der verabredeten Bäume. Unser Ziel ist es, dass die Kinder sich möglichst bald alleine helfen können, damit sie in der kalten Jahreszeit unabhängig und geschickt sind. Am Bauwagen hängt der von den Eltern mitgebrachte Wasserbehälter zum Händewaschen, die sogenannte „Waschstraße“. Brotzeit wird je nach Wetterlage im großen Bauwagen oder im Freien gehalten. Zunächst müssen auf diesem begrenzten Raum Jacken, Mützen und Schals aufgehängt werden. Das ist gar nicht so leicht und außerdem ist der Hunger so groß. Vor der Brotzeit sprechen wir gemeinsam ein Gebet oder singen ein Lied. Die Kinder lieben die Gespräche bei der Brotzeit und im Winter die Geschichte am Ende. Danach heißt es, alle Sachen wieder in den Rucksack packen und diesen verräumen.

Sind wir unterwegs, findet die Brotzeit im Freien statt und wir wandern anschließend weiter, sammeln Naturmaterialien, beobachten Tiere mit dem Forscherkoffer, bestimmen Pflanzen oder spielen in einem anderen Gebiet.

Beschäftigungen, Projekte

Nach dem Essen ist Zeit für sogenannte Beschäftigungen (z.B. Werkarbeiten, Experimente) oder Projekte. Diese erarbeiten in der Klein- oder Großgruppe auf vielfältige Weise (vgl. Projektarbeit Konzeption). Die Kinder dokumentieren ihre Arbeiten nach der Durchführung in ihrem Tagebuch. An zwei Tagen unterteilen wir die Gruppe in die Vorschulkinder („Elche“) und die jüngeren Kinder („Füchse“). Nach Bedarf werden die „Füchse“ nochmals aufgeteilt.

 

 

 

Aufräumen, Abschlusskreis – die Kernzeit endet

Gegen 12.30 Uhr beenden wir die Waldaktionen und räumen gemeinsam auf. Der Abschlusskreis findet auf der Veranda oder dem „Krankenhaus für Tiere“ statt. Wir besprechen den Tag, spielen verschiedene Spiele oder machen Musik, bis sich die Kinder verabschieden.

Wir verschließen die Bauwagen, laufen noch einmal über das Gelände. Die Vögel erobern das Futterhäuschen zurück …

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